Guckloch

Hier der Vorgeschmack auf einige unserer Raritäten: Nicht alle können wir im Museum zeigen, aber manchen werden Sie auf Ihrem Rundgang wiederbegegnen.

 

Hämometer

 

Hämometer    Hämometer Verpackung

 

Gerät zur Bestimmung des Hämoglobingehaltes von Blut durch Farbvergleich

 

Der Gehalt von Hämoglobin wird nach Verdünnung mit destilliertem Wasser durch Vergleich mit einem gefärbten Glasstab bestimmt. Die Geräte mussten regelmäßig geeicht werden. Das Hämometer wurde bis 1964 in der Klinik verwendet.

 

Datierung: vermutlich vor 1930

 

Sitzdusche

 

Sitzdusche

 

Duschen sind hydrotherapeutische Anwendungen, bei denen das Wasser in bewegter Form und durch mehr oder minder starken Druck zur Wirkung kommt. Die Sitzduschen wurden für die Dauer von bis zu einer halben Minute verabreicht; die Wassertemperatur betrug 20 bis 10 °C. Anwendungsgebiete waren z. B. die Störung der menstruellen Regelblutung (Amenorrhoe) oder Blasenschwäche. Bei der Behandlung von Hämorrhoiden wurden wechselwarme Sitzduschen verabreicht.

 

Die abgebildete Sitzdusche ist aus dem Jahr 1914; der Hersteller ist unbekannt.

 

 

Mechanische Differenziermaschine

 

Mechanische Differenziermaschine

 

Mit der Differenziermaschine, in Kiew (Ukraine) hergestellt, wurde die Anzahl  der Leukozyten (weiße Blutkörperchen) im Labor der Klinik ermittelt.

Aus einem Differenzialblutbild wurden die verschiedenen Arten der Leukozyten differenziert und untersucht. Dazu wird auf einem Objektträger Blut ausgestrichen, das nach einer bestimmten Methode gefärbt wird, um die einzelnen Zellarten, die sich unterschiedlich anfärben, darzustellen. Unter dem Mikroskop wurden die verschiedenen Zellarten ausgezählt.

 

Jede Taste der Differenziermaschine ist mit dem Namen einer Zellsorte belegt. Die Laborassistentin sieht unter dem Mikroskop eine Zelle und drückt die entsprechende Zelltaste an der Maschine.

100 Zellen mussten ausgezählt werden. War die Zahl erreicht, wurde dies mit einem Klingelton signalisiert.

Die Anzahl der einzelnen unterschiedlichen Zellen konnte an der Maschine abgelesen werden. Das Verteilungsmuster der Zellen gibt Auskunft über den Immunstatus des Patienten.

Die Maschine war ein Fortschritt. Vorher mussten zwei Laborassistenten an einem Blutbild arbeiten. Eine sagte die Zellsorten an, die sie unter dem Mikroskop anschaute, die andere dokumentierte dies handschriftlich, bis die Zahl 100 erreicht wurde.

 

Datierung: vor 1960

 

 

Injektionsgerät Original Helinos

 

Beipackzettel   Besteck

 

 

Hippokrates gilt als Begründer der klassischen Chirurgie. Bereits vor rund 2.500 Jahren waren über 200 verschiedene Instrumente an einer Operation beteiligt.

Die Methode, Flüssigkeiten in einen Körper mittels Spritze zu injizieren, ist über 300 Jahre alt. Man verwendete bereits Metallspritzen, zuvor waren es Spritzen aus Röhrenknochen mit Metallstempeln.

Nach den Metallspritzen folgten Ganzglas-Kolben-Spritzen, die es seit ca. 1850 gibt. Der Zylinder und das Ansatzstück für die Kanüle bestehen aus Glas. Anders bei der so genannten Rekordspritze - hier besteht nur der Spritzenzylinder aus Glas, alle anderen Teile sind aus Metall.

Insulinspritzen wurden 1922 entwickelt. Auch hier handelte es sich überwiegend um Glas-Rekordspritzen. In den 1960er-Jahren ging der Anteil der Glasspritzen durch die Entwicklung der Kunststoffe immer mehr zurück.

Seit 1970 stehen bruchsichere Kunststoffspritzen mit oder ohne eingeschweißte Kanüle zur Verfügung. Seit den 1990er-Jahren gibt es schließlich Einwegspritzen aus Kunststoff, die bereits mit einem Medikament wie Insulin gefüllt sind.

 

Hersteller: Helinos AG Fabrik für Chirurgische Instrumente, Skärhamn (Schweden)

Datierung: vermutlich vor 1960

 

 

Patent-Inhalator

 

Inhalator  Verpackung

 

zur Mund- und Naseninhalation bei Schnupfen, Stirnhöhlenkatarrh oder Kopfschmerzen

Bestehend aus

  • einem wasserpfeifenförmigen Inhalator aus Glas, Mittelteil braun getönt,
  • einem u-förmigen Nasenteil aus Glas mit kurzem Gummistutzen zum Aufstecken an den Inhalator
  • drei Korken zum Verschließen des Mundstücks

 

Hersteller: VEB Glaswerk Gräfenroda, Betriebsteil Inhalator Frankenhain/Thüringen

Datierung: 1979

 

 

Solluxlampe (Bestrahlungslampe)

 

Solluxlampe           Prospekt

 

Die Solluxlampe ist ein Wärmestrahler mit einem großen Anteil infraroter Strahlung. Sie eignet sich für lokale Behandlungen. In dem Infrarotstrahler wurde ein Wolframdraht auf eine Temperatur von ca. 2.700 Grad Kelvin gebracht. Das ungefilterte weiße Licht wirkt schmerzlindernd bei Zahnerkrankungen, Kieferhöhlenentzündung oder Furunkulose

Datierung: vermutlich vor 1930

 

Hersteller: Quarzlampengesellschaft mbH Hanau

Original Hanau ist der Erfinder der UV-Hochdrucklampe und somit Begründer der Besonnung mit künstlichen Lichtquellen. 1904 entwickelten die Original Hanau Labors die erste Quarzlampe, deren UV-Lichtausbeute fast original Sonnenqualität besaß.

 

 

Pantostat

 

Pantostat

 

Das Gerät wurde um 1920 zur Strombereitstellung für verschiedene Arten der Elektrodiagnostik und -therapie entwickelt und etwa bis 1966 im Einsatz.

Bis zum Bau solcher Anschlussgeräte wurden vorwiegend Primärelemente oder Akkumulatoren zur Bereitstellung von Gleichstrom für medizinische Zwecke benutzt. Sie waren kostenaufwändig, wartungsintensiv und verbrauchten sich schnell.

Der Pantostat ist ein aus dem Lichtnetz gespeister Gleichstromgenerator mit Umformeinrichtungen und Anschlussmöglichkeiten zur

 

  • Galvanotherapie

Teilgebiet der Elektrotherapie, bei der elektrischer Gleichstrom entweder direkt über Hautelektroden oder im Rahmen von Bädern angewandt wird. Die Galvanotherapie wirkt durchblutungsfördernd, schmerzlindernd und muskelentspannend.

  • Faradisation

Im Gegensatz zur Galvanisation wird dabei kein konstanter, sondern ein unterbrochener Gleichstrom (faradischer Strom) eingesetzt, zur Reizung von Muskeln und Nerven.

  • Watteville-Schaltung

Kombination aus Galvanisation und Faradisation

  • Kaustik

Operationsmethode mit durch Widerstandsheizung glühenden Draht (»elektrisches Skalpell«)

  • Endoskopie

Visuelle Untersuchung von Körperhöhlen. Hierbei liefert der Pantostat den Strom für die Endoskoplampe.

 

Hersteller: Reiniger, Gebbert & Schall AG; Berlin

 

 

Leibwärmflasche

 

Leibwärmflasche

 

Wärmflasche aus Kupfer in ovaler, leicht gewölbter Flachform mit zwei Ösen zur Befestigung eines Bauchbandes und einem Drehverschluss.

Auf den Leib legte man warme Tücher oder eine Leibwärmflasche. Wärmeanwendungen wirken schmerz- und krampfstillend, dadurch erfolgt eine Erweiterung der Gefäße und der Blutstrom wird verlangsamt.

 

Datierung: 1920er-Jahre

 

 

SIEMENS-Röntgenkugel

 

SIEMENS-Röntgenkugel

 

Röntgenkugel auf fahrbarem Dental-Spezialstativ, geeignet für alle Zahn- und Kieferaufnahmen sowie unter Zuhilfenahme eines gesonderten Aufnahmetubusses auch für alle chirurgischen Aufnahmen.

 

Der Zahnfilm wurde mit dem Daumen an der Innenseite der Zähne fixiert. Das Gerät wurde bis in die 1970er-Jahre verwendet.

 

Das Gerät wurde am 31.01.1938 bestellt, am 05.02.1938 per Frachtgut von Erlangen aus versendet und traf drei Tage später in Gottleuba ein. Die Kosten einschließlich Verpackungsanteil, Fracht- und Rollgeldspesen sowie Transportversicherungskosten beliefen sich auf 1.603,95 RM.

 

Hersteller: Siemens-Reiniger-Werke AG Erlangen

 

 

Oszillograf nach GESENIUS & KELLER

 

Oszillograf

 

Der Oszillograf ist ein feinmechanisches Präzisionsinstrument zur Feststellung von Durchblutungs- und Kreislaufstörungen mittels doppelseitiger Pulsschreibung, zur gleichzeitigen objektiven Registrierung von Puls- und Atemfrequenz, zur Analyse der Atembewegungen und zur doppelseitigen Blutdruckmessung.

 

Zur kompletten Ausrüstung gehören:

  • Uhrwerk zum Abrollen des Papierstreifens
  • Schreibhebel mit Tintennäpfchen
  • Papierstreifen mit Millimeteraufdruck
  • Schalthebel des Umstellhahns zur Trennung in zwei Systeme
  • Tintenglas
  • Schlüsselablage
  • Manometer
  • Halterung zum Aufbewahren der Schreibhebel
  • Auslassschraube am Gummigebläse
  • Gebläseanschluss
  • Manschettenanschlüsse
  • Gebläseanschluss für doppelseitige Blutdruckmessung
  • Drucktaste
  • Zubehör: Oberschenkel-, Oberarmmanschetten mit Anschlussstücken, Handgelenkmanschetten, Gebläse, Verlängerungsschläuche

 

Datierung: 1960er-Jahre

 

 

Diabetikerbesteck

 

Diabetikerbesteck

 

Das Diabetikerbesteck INJECTA wurde in enger Zusammenarbeit von Ärzten und Diabetikern, von medizinischen Institutionen und von Betrieben der DDR-Medizintechnik entwickelt. Es ist einfach zu handhaben: Alle dafür in Frage kommenden Körperpartien konnten einhändig injiziert werden.

 

Durch die Kombination Spritzpistole erreichte man eine schmerzarme Injektion. Zum kompletten Besteck gehörten:

  • die Aufnahmevorrichtung; Pistole
  • die Injektionsspritze
  • zwei verschließbare sterilisierte Metallhülsen zum Aufbewahren der Injektionsspritze und der Pinzette
  • zwei kleine Glasbehälter für die Aufbewahrung steriler und gebrauchter Kanülen
  • ein Glasbehälter für Desinfektionslösung
  • drei Pravazkanülen

 

Reparaturen der Aufnahmeeinrichtung leisteten Vertragswerkstätten z. B. in Berlin, Leipzig, Magdeburg und Zittau.

 

Datierung: 1986
Hersteller: VEB Kombinat Medizin- und Labortechnik Leipzig (MLW)

 

 

Trockengasbad mit Infrarotheizung

 

Trockengasbad

 

Die Verwendung des Kohlensäuregases zu Behandlungszwecken ist keine Errungenschaft der modernen Medizin, sie liegt wahrscheinlich schon einige Jahrhunderte zurück. Die ältesten vorhandenen Aufzeichnungen beschreiben eine günstige therapeutische Wirkung des Kohlensäuregases bei Geschwülsten der Füße, bei Gichtschmerzen und Ähnlichem.

 

Auch mit der Wundbehandlung durch Kohlensäuregas erzielte man außerordentliche Erfolge. Spätere Untersuchungen haben gezeigt, dass im CO2 -Trockengasbad ebenso wie im Kohlensäurewasserbad eine Aufnahme der Kohlensäure in die Haut stattfindet und eine vermehrte Durchströmung und damit auch eine vermehrte Durchblutung der Hautkapillaren eintritt. Dadurch ergibt sich eine günstige Beeinflussung von Herz- und Kreislaufschäden.

 

Das Trockengasbad wurde um 1970 in der Klinik Bad Gottleuba angeschafft und bis Anfang der 1990er-Jahre zur Behandlung genutzt. Das Gasbad musste täglich bei Arbeitsbeginn angeheizt werden. Die Beine des Patienten wurden vorher mit warmem Wasser abgegossen, anschließend wurde er, in ein Badetuch gehüllt, im Trockengasbad bequem gelagert. Zunächst strömte fünf Minuten Wärme ein, anschließend eine Minute Kohlendioxid und danach nochmals zehn Minuten Wärme. Die Kastenöffnung wurde mit einem Laken abgedeckt, um das Einatmen von Kohlendioxid zu verhindern.

Nach den Behandlungen mussten die Räume stets gelüftet werden, damit das überschüssige Kohlendioxid entweichen konnte.

 

Hersteller: Produktionsgenossenschaft des Elektro-Handwerks »Elektro-Medizin« »Vakuum-Technik« Leipzig-Leutzsch

 

 

Dampfsterilisationsapparat

 

Sterilisator

 

Der abgebildete Dampfsterilisationsapparat wurde vermutlich Anfang des 20. Jahrhunderts hergestellt.

Er besteht aus einem ovalen Blechbehälter mit Deckel und genietetem Griff mit Klappverschluss. Im Behälter befinden sich ein herausnehmbarer Einsatz mit Tragegriffen, fünf Glasflaschen und einem Glas sowie ein quadratischer Metallbehälter zum Sterilisieren von Instrumenten.

Im 19. Jahrhundert wurden die Grundlagen der Antiseptik und Asepsis entdeckt.

Ignaz Philipp Semmelweis (* 1818; † 1865) forderte ein antiseptisches Verhalten zur Verhinderung des Kindbettfiebers durch gründliche Reinigung der Hände und der Instrumente sowie des Verbandmaterials mit Seifenwasser und Chlorkalklösung.

Die Dampfsterilisation ist heute das am häufigsten verwendete Sterilisationsverfahren im Gesundheitswesen.

 


Bülausche Drainage

 

Bülausche Drainage

 

Die Bülausche Drainage oder auch geschlossene Drainage wurde vor 1945 angewendet, um Flüssigkeitsansammlungen aus der Pleurahöhle (= enger Spaltraum in der Brusthöhle zwischen Wandblatt und Lungenüberzug, dem Brustfell) zu entleeren und gleichzeitig die physikalischen Verhältnisse des Thorax zu wahren, d. h. die Gefahren des offenen Pneumothorax (Lungenkollaps) zu vermeiden.

Das Instrumentarium zur Bülauschen Drainage besteht aus einem Trokar mit Hülse, einem 50 cm langen Gummischlauch, der durch die Hülse des Trokars geführt werden kann und einem dicken Gummischlauch von 75 cm Länge, der an jedem Ende einen Glasansatz hat.

Die Thoraxdrainage wird unter lokaler Betäubung „geschlossen“ über einen kleinen Hautschnitt eingebracht.

Die Beschreibung der Thoraxdrainage war eine bahnbrechende Leistung.

Dieser Eingriff ist daher nach dem Internisten Gotthard Bülau (* 27. Februar 1835 in Hamburg;
† 20. Oktober 1900 ebenda) benannt.

 

Hersteller: Hauptsanitätspark Berlin

 

 

Narkosemaske nach SCHIMMELBUSCH

 

       SCHIMMELBUSCH-Maske   Anwendung

 

 

Nach Curt Theodor Schimmelbusch wurde die ab den 1890er-Jahren allgemein eingeführte Narkosemaske benannt. Es handelt sich dabei um eine Maske aus Drahtgeflecht, mit der hygienisch Äther vor dem Gesicht des Patienten verdampft werden konnte. Dadurch kam die Äthernarkose durch Inhalation zustande.

Die einfache Konstruktion mit Bügel, Rahmen und Griff aus dem für aseptische Verfahren geeigneten Chrom wurde mit einem beliebigen Überzug bespannt. Zum Gebrauch für Äther wurde zusätzlich noch ein undurchlässiger Stoff über das feine Drahtgeflecht gezogen.

Die SCHIMMELBUSCH-Masken waren als erste mit einer Rinne ausgestattet, um die überschüssigen Wirkstoffe aufzufangen. Das Gestell der Maske lässt sich sterilisieren und entspricht so den Anforderungen der Aseptik.

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SCHIMMELBUSCH, Curt Theodor

* 16. November 1860 in Groß-Nogath/Westpreußen,  2. August 1895 in Berlin

Chirurg. Studierte zunächst Naturwissenschaften in Freiburg und München, danach Medizin in Würzburg, Berlin und Halle.

 

 

Kopfkühlschlange (vermutlich um 1920)

Exponat       Historisch

 

Aus der Hydrotherapie:

Kühlröhre aus Aluminium, gewölbt, als Kühlkappe für den Kopf. Gab es auch flach z. B. für die Herz- oder Magengegend.

Kalte Umschläge wirken zirkulationshemmend und schmerzstillend. Deshalb werden sie bei akuten entzündlichen Erkrankungen, bei denen die Schwellung, das Hitzegefühl und der Schmerz bekämpft werden soll, angewandt. Genauso sind sie bei Prellungen und sonstigen frischen Verletzungen beliebt.

Durch die Kopfkühlschlange war es möglich, die Kompressen auf dem Kopf länger kalt zu halten als durch häufiges Wechseln. Dazu wurde durch einen Schlauch eiskaltes Wasser zu- und nach Durchlaufen der Schlange wieder abgeführt. Durch die Aluminiumröhren konnte die Temperatur der Kompressen auf diesem niedrigen Niveau gehalten werden und die Kompressen büßten so weniger an Wirksamkeit ein.